Kind Zuhause bei der Wassergewöhnung in der Badewanne

Wassergewöhnung für Kinder – die wichtigsten Fragen beantwortet

“Mein Kind soll auf jeden Fall Schwimmen lernen”, diesen Satz höre ich von Eltern relativ oft. Bislang hat aber noch keiner zu mir gesagt “Ich will unbedingt, dass sich mein Kind ans Wasser gewöhnt!”. Während ich mir nicht ganz sicher bin, woran das liegt, bin ich mir sicher, dass sich das ändern sollte: Denn eine fundierte Wassergewöhnung für Kinder ist der erste Schritt auf dem Weg zum sicheren Schwimmen.

1. Was ist Wassergewöhnung für Kinder überhaupt?

Bei der Wassergewöhnung geht es, wie der Begriff schon vermuten lässt, darum, dass sich dein Kind an das Element Wasser gewöhnt,  sich im Wasser wohlfühlt und weiß, wie es sich am und im Wasser zu verhalten hat. Wenn du mir schon länger folgst, dann weißt du, dass gerade das letzte Element der Wassersicherheit bei mir eine große Rolle spielt.

2. Ziele der Wassergewöhnung für Kinder

Ausgehend von dieser Definition ergibt sich eine ganz Liste von Fähigkeiten, die dein Kind beherrschen sollte

  • Wasser im Gesicht tolerieren
  • Augen unter Wasser öffnen
  • Kopf unter Wasser tauchen
  • Unter Wasser ausamtent
  • Über Wasser einatmen
  • Sicher ins Becken kommen (bspw. Springen)
  • Auftauchen
  • Abtauchen
  • Bewußtes Erleben / Spielen mit dem Auftrieb
  • Selbstständig aus dem Becken klettern
  • Angemessenes Verhalten in der Umgebung von Wasser

Diese Ziele und Fähigkeiten sind natürlich abhängig vom Alter und der Entwicklung deines Kindes: Ein 3-Monate altes Baby ist beispielsweise noch weit davon entfernt, selbstständig aus einem Schwimmbecken klettern zu können. Ab 1.5 Jahren ist das aber durchaus schon möglich.

3. Warum ist Wassergewöhnung so wichtig?

Einige Punkte auf dieser Liste hören sich fast schon trivial an. Im Extremfall kann aber schon eine dieser Fähigkeiten darüber entscheiden, ob dein Kind in Panik ausbricht, wenn es aus Versehen ins Wasser fällt oder eben nicht. Ein Kind, dass nicht in Panik ausbricht, hat mehr Zeit selber adäquat zu reagieren. Es kann sich vielleicht sogar selber aus dem Wasser zu retten oder zumindest warten, bis es gerettet wird.

Ein weiterer Grund: Wir alle wissen, auch schon vor Corona waren Schwimmkursplätze rar gesäht. Auch in Grundschulen gibt es immer seltener Schwimmunterricht.  Eine Grundschullehrerin hat mir mal erzählt, dass sie in der 3. Klasse teilweise den kompletten Schwimmunterricht (und wir sprechen hier schon von weniger als 6 Monaten) darauf verwenden muss, mit den Kindern daran zu arbeiten, den Kopf unters Wasser zu tauchen. Kinder die bereits ans Wasser gewöhnt sind, wenn der Schwimmkurs startet, lernen somit schneller schwimmen.

4. Für welche Kinder ist Wassergewöhnung geeignet?

Wassergewöhnung beginnt bereits mit dem ersten Baden deines Neugeborenen. Schon so früh, kannst du dein Kind an das Wasser gewöhnen, bspw. indem du ihm sanft Wasser über den Kopf gießt. Und je nach Alter (meistens ab 3 Monaten, wenn das Baby den Kopf schon halten kann) kannst du im Verlauf immer wieder neue und komplexere Übungen und Spielchen einfließen lassen. So kannst du sukzessive mit deinem Kind die obige Liste “abarbeitet”.

5. Wie kann ich mein Kind ans Wasser gewöhnen?

Zahlreiche Schwimmschulen und -vereine bieten Kurse wie Babyschwimmen oder Wassergewöhnung an. Was viele Eltern nicht wissen: Für viele Elemente der Wassergewöhnung braucht es noch nicht einmal einen Pool oder ein Schwimmbad. So könnt ihr schon direkt zuhause selber mit der Wassergewöhnung starten. Einen Überblick darüber, welche Grundlagen des Schwimmens du deinem Kind zuhause beibringen kannst, findest du übrigens in diesem Video

6. Die 3 besten Übungen zur Wassergewöhnung für Kinder

Um dir den Anfang zu erleichtern, habe ich hier drei Übungen aufgeführt, mit denen Du heute noch loslegen kannst:

I. Wasser übers Gesicht gießen: Beim Baden oder Duschen deinem Kind immer wieder (mit Ansage) Wasser erst nur über die Haare dann auch über’s Gesicht laufen lassen. Je nach Alter kann dein Kind das auch selber übernehmen und mit einem kleinen Becher sich selber den Kopf waschen. Die Grundlage, die hier gelegt wird: Dein Kind toleriert das Nasswerden von Gesicht und Haaren – nicht für alle Kinder so einfach, wie es sich anhört.

II. Blubbern: Meine Lieblingsübungen wenn es darum geht, die richtige Atmung zu lernen: Ins Wasser blubbern. Das geht auch ohne, dass Nase und Augen ins Wasser tauchen müssen und macht den meisten Kindern unheimlich viel Spaß. Mit meiner fast einjährigen Tochter machen wir das jetzt seit ein paar Wochen. So richtig klappt es noch nicht, aber man sieht, dass sie sich Mühe gibt und auch versucht so tolle Blasen zu blubbern, wie ihre Geschwister. Welche Fähigkeit hier trainiert wird? Die korrekte Atmung! Und die ist nicht nur für Profischwimmer relevant.

III. Rausklettern: Für mich eine der wichtigsten Fähigkeiten überhaupt: Kinder sollten in der Lage sein, aus einem Pool zu klettern, wenn sie reingefallen sind. Mit meiner Jüngsten haben wir damit vor Kurzem begonnen. Um sie zu motivieren, lege ich ihr Lieblingsspielzeug etwas weg vom Beckenrand und sorge dafür, dass sie sich gut am Beckenrand festhält. Noch schafft sie es nicht ganz, selber rauszuklettern. Aber mit ein wenig Anschieben zieht sie sich schon hoch und krabbelt dann alleine raus.

7. Die drei goldenen Regeln der Wassergewöhnung für Kinder

Damit das Projekt Wassergewöhnung klappt, solltest du folgende Punkte immer im Hinterkopf behalten:

I. Spaß: Wassergewöhnung sollte Spaß machen. Und zwar nicht nur deinem Kind, sondern auch dir. Baue viele spielerische Elemente in die Übungen ein, nutze das Lieblingsspielzeug deines Kindes und führe dir immer wieder vor Augen: Das, was du deinem Kind beibringst kann lebensrettend sein!

II. Kontinuität: Wichtig ist, dass du dranbleibst. Auch wenn dein Kind schon ein Ass im Blubbern ist, solltest du mit ihm immer wieder üben.

III. Wassersicherheit: Vergiss nicht, mit deinem Kind auch über Wassersicherheit und Regeln am Wasser zu sprechen. Für mich gehört das unbedingt mit dazu. Selbst ganz kleinen Kindern kann man schon erste Verhaltensweisen beibringen.

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