Welcher Schwimmstil für ein Kind der richtige ist, entscheiden viele Faktoren.

Welcher Schwimmstil für den Anfang – eine Entscheidungshilfe

Du willst deinem Kind das Schwimmen beibringen? Oder bist gerade auf der Suche nach einer geeigneten Schwimmschule? Dann stellst du dir wahrscheinlich auch die Frage, welcher Schwimmstil für Kinder am Anfang am besten geeignet ist.

Denke mal an deine eigenen ersten Schwimmversuche – mit welchem Schwimmstil hast du gestartet? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei dir genauso war wie bei mir: Brustschwimmen. Daher war mir auch klar, dass meine Kinder als erstes Brustschwimmen lernen – hatte ich ja schließlich auch so gemacht. Dann habe ich mich doch einmal intensiver mit dieser Frage auseinandergesetzt und musste feststellen: Die Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten viele spannende Erkenntnisse gewonnen. Diese und wie ich mich dann schlußendlich selber entschieden habe, lest ihr hier.

1. Kurze Geschichte des Schwimmens

Zunächst aber ein kurzer historischer Abriss über das Schwimmen: Höhlenmalereien im südlichen Ägypten deuten daraufhin, dass sich bereits vor 4.000 Jahren die Menschen in einer Art Bruststil durchs Wasser bewegt haben. D. h. seit Hunderten von Jahren schwimmen wir Menschen schon mit dem Blick nach unten bzw. nach vorne durch’s Wasser. Gerade in Deutschland hat sich das Brustschwimmen als Anfängerschwimmart so sehr verbreitet, weil die Schwimmausbildung vormals vor allem im Militär stattfand. Und nur beim Brustschwimmen kann der Kopf über Wasser gehalten werden, so dass die Befehle auch umgesetzt werden können. Dies hat sich dann zunächst auch in der Schwimmausbildung von Kindern durchgesetzt.

2. Vor- und Nachteile des Brustschwimmens

Tatsächlich ist der große Vorteil des Brustschwimmens, dass der Kopf auch über längere Strecken über Wasser gehalten werden kann. So haben auch Kinder die Angst haben den Kopf unter Wasser zu stecken, die Möglichkeit die Fortbewegung im Wasser zu erlernen und bleiben motiviert bei der Sache.

WICHTIG: Technisch korrekt (und nackenschonend) ist jedoch auch beim Brustschwimmen das Eintauchen des Kopfes. Aufgetaucht wird nur kurz zum Einatmen.

Allerdings ist Brustschwimmen koordinativ sehr anspruchsvoll, weil es so gar nicht der Fortbewegung auf dem Land ähnelt. Gerade bei jüngeren Kindern, denen es noch schwerer fällt, technische Anweisungen akkurat umzusetzen, führt das häufig dazu, dass sich kleine Technikfehler einschleichen. Diese wiederum können langfristig Rückenschmerzen verursachen.

3. Vor- und Nachteile des Kraulens

Das Kraulen ist im Vergleich zum Brustschwimmen der technisch weniger anspruchsvolle Stil. Dadurch, dass der Körper eine weitgehend horizontale Position einnimmt, erlaubt es auch ein relativ schnelles Schwimmen.

Beim Kraulen ist der Kopf die meiste Zeit unter Wasser. Das hat den Nachteil, dass gerade Kinder, die das “Nasswerden” noch nicht zulassen häufig Probleme mit dem Kraulen haben. Koordinativ etwas anspruchsvoll ist die Kombination von Atmung und Armschlag.

4. Vor- und Nachteile des Rückenschwimmens

Von vielen (incl. mir) nicht sonderlich geschätzt, wartet das Rückenschwimmen doch mit entscheidenden Vorteile auf:

Für Kinder, die Angst davor haben, dass ihr Gesicht nass wird, ist es gut geeignet. Ebenso ist es koordinativ am wenigsten anspruchsvoll. Das liegt zum einen daran, dass die Atmung komplett unabhängig von Arm- und Beinschlag läuft. Und zum anderen daran, dass sie – wie auch das Kraulen – dem Gehen etwas ähnelt. Nicht zu vergessen: Auf dem Rücken kommen Kinder selbst dann von der Stelle, wenn sie nur die Beine einsetzen. Sie haben also sehr schnell erste Erfolgserlebnisse, was bei den meisten für einen Motivationsschub sorgt.

Der Nachteil ist natürlich, dass man nicht sieht, wo man hinschwimmt. Und für Kinder etwas ungewohnt mag zunächst sein, dass das Wasser komplett unter einem ist und der Hinterkopf komplett im Wasser liegt.

5. Schmetterling als erste Schwimmart?

Wenn man entscheidet welcher Schwimmstil für Kinder anfangs am besten geeignet ist, gilt es auch immer individuelle Kriterien zu berücksichtigen (dazu komme ich gleich). Schmetterling oder auch Delphin-Schwimmen genannt ist jedoch die mit Abstand technisch und konditionell herausfordendste Schwimmart. Hier kann ich mit gutem Gewissen eine allgemeingültige Empfehlung aussprechen: Schmetterling ist ungeeignet als erste Schwimmart für Kinder.

6. Schwimmstile über die kaum jemand spricht

Kinder entwickeln am Anfang ihrer Schwimmkarriere ganz eigene Schwimmstile, die teilweise nichts mit den Wettkampfstilen gemein haben. Der führende Wissenschaftler auf dem Gebiet, der Norweger Prof. Stallmann sagte mir, es gibt bis zu 7 individuelle Stile – die sog. Anfangsstile. U. a. gehört dazu das Hundeln oder der “Human Stroke”. Dieser ist dem Hundeln sehr ähnlich nur  mit dem Unterschied, dass der Kopf die meiste Zeit unter Wasser ist. Auch ganz eigene Stile auf dem Rücken sind möglich. Für die Schwimmausbildung wichtig ist, dass du dein Kind ermutigst schon früh unterschiedliche Lagen und Fortbewegungsmöglichkeiten im Wasser auszuprobieren.

7. Wie du erkennst, welcher Schwimmstil für dein Kind der richtige ist

“The child will lead the way” so Prof. Stallmann. Beobachte dein Kind genau, dann wird dir auffallen, welche Elemente es besonders gerne wiederholt. Schwebt dein Kind am liebsten auf dem Rücken? Dann kann es sinnvoll sein, wenn du den Fokus auf das Erlernen des Rückenschwimmens legt. Merkst du aber, dass dein Kind am liebsten taucht und dabei eine Armbewegung macht, die dem Brustarmzug ähnlich ist? Dann kannst du natürlich auch dies besonders fördern. Wichtig ist, dass dein Kind Spaß bei der Sache hat und durch erste Erfolge motiviert wird. 

8. So läuft’s bei meinen Kindern

Anfangs hatte ich den Plan, dass mein Sohn als erstes Rückenschwimmen lernt. Die Vorteile liegen ja auf der Hand. Und natürlich lief es dann ganz anders. Er hatte ganz lange keine Lust überhaupt auf dem Rücken zu liegen – selbst wenn ich ihn festgehalten habe, hat er es nur ein paar Sekunden ausgehalten. Und noch bevor ich mir so richtig überlegen konnte, wie ich darauf reagieren, hat er genau das gemacht, was Prof. Stallmann vorausgesagt hat: Er hat einfach seinen eigenen Schwimmstil entwickelt (in seinem Fall war es der “Human Stroke”) und konnte damit schon nach wenigen Wochen ziemlich flott durchs Wasser flitzen. Mittlerweile klappt es mit dem Rückenschwimmen auch schon ganz gut und auch das klassische Kraulen funktioniert bis auf die Atmung schon sehr ordentlich.

Bei meiner Tochter sieht es hingegen anders aus. Die ist noch etwas jünger, hat sich aber damit angefreundet, auf dem Rücken zu liegen. Ich denke, sie wird ihre erste größere Strecke auch auf dem Rücken zurücklegen.

In meinem online Seepferdchenkurs
folge ich übrigens die Lehre von Prof. Stallmann. D. h. in diesem Kurs geht es nicht darum, dass dein Kind in einer der drei Grundstilarten schwimmen lernt. Es lernt seinen ganz eigenen Schwimmstil.

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