Schwimmenlernen steht an der Tagesordnung für dein Kind. Neben den Fragen welcher Schwimmkurs der Richtige ist und wann es losgehen soll, stellt sich dir die folgende: Welches sollte die erste Schwimmart für mein Kind sein? Welchen Stil soll es als Erstes lernen? Gibt es da ein “Richtig” oder “Falsch”? Was macht mehr Sinn? Genau diesen Fragen widme ich mich in diesem Beitrag.
Deutschland: Das Land der Brustschwimmer
In Deutschland lernen Kinder traditionell das Brustschwimmen als ersten Schwimmstil. Dabei ist das Brustschwimmen ein sehr komplexer Stil, der nicht unseren natürlichen Bewegungsabläufen entspricht. In anderen Ländern wie den USA und Australien wird zum Beispiel erst Kraulschwimmen erlernt. Kraulschwimmen ist der natürlichen Bewegung des Menschen beim Gehen viel näher und daher für Kinder intuitiver.
Doch meiner Meinung nach sind beide Ansätze falsch: Es wird zu Beginn der Schwimmkurse zu viel Fokus auf die richtige Technik gelegt, anstatt die Grundfertigkeiten zu vermitteln. Grundfertigkeiten wie durch das Wasser schweben, gleiten oder die Atmung kontrollieren braucht dein Kind, um erfolgreich schwimmen zu lernen. Außerdem kann es sich erstmal mit der Materie Wasser vertraut machen, ohne direkt eine komplizierte Technik verstehen zu müssen. Es hat Spaß, verliert mögliche Ängste und kann sich dann in weniger Zeit auch an das Techniktraining geben.
Wieso also wird Brustschwimmen immer noch als erste Schwimmart vermittelt?
Traurig aber wahr: Grundfertigkeiten wie Untertauchen, Schweben, Gleiten, Atemkontrolle, Springen, Drehen und Rollen zu üben, dauert viel länger als die angesetzten Schwimmstunden es erlauben. Ein durchschnittlicher Seepferdchenkurs beinhaltet 10 Stunden. Dass dein Kind in 10 Stunden Grundfertigkeiten plus Brust-, Kraul- und Rückenschwimmen erlernt, ist zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.
Es ist davon auszugehen, dass sich Menschen vor vielen, vielen Jahren an der Tierwelt orientiert haben, um Schwimmen zu lernen, da es für den Menschen keine natürliche Bewegungsart ist. Hier wurden zum Beispiel Frösche, Hunde oder Pferde beobachtet, die alle durch das Wasser paddeln. Die Menschen machten es ihnen also einfach nach. Beim Paddeln ist der Kopf über Wasser und es wird mit den Beinen gestrampelt – ähnlich wie beim Brustschwimmen.
Wann wurde Brustschwimmen als Standard festgelegt?
Vor etwa 100 Jahren wurde das erste Mal die Pädagogik des Schwimmunterrichts festgehalten (siehe Artikel der Süddeutschen Zeitung) – ebenfalls für Brustschwimmen.
Außerdem wurde diese Schwimmart auch beim Militär gelehrt! Soldaten mussten auch im Wasser die Ohren über Wasser haben, um Befehle besser verstehen zu können. Zusätzlich ließen sich beim Brustschwimmen Waffen besser transportieren.
Das alles begründet, warum Brustschwimmen weiterhin in Deutschland als erster Schwimmstil vermittelt wird. Laut Nivea “ziehen etwa 80% der Gelegenheitsschwimmern in Deutschland ihre Bahnen in Bauchlage mit gleichzeitigem Arm- und Beinschlag durch’s Wasser” (Quelle).
Vorteile des Brustschwimmens als erster Schwimmstil
+ Man kann sich gut orientieren
+ Man kann mit dem Kopf über Wasser eben auch gut hören
Nachteile des Brustschwimmens
– Komplexe Bewegungsabläufe
– Technische Fehler schleichen sich schnell ein und die bekannte Schere ist nur sehr schwer auszumerzen (asynchroner Beinschlag)
– Nicht rückenfreundlich, v. a. nicht, wenn der Kopf permanent über Wasser gehalten wird
– Langsamster Schwimmstil
Ist Kraulen angeboren?
Der Kraulbeinschlag fällt uns im Gegensatz zum Brustbeinschlag so leicht, da wir ihn vom Gehen kennen. Er ist der natürlichen Bewegung des Menschens durch den alternierenden Beinschlag näher. Unsere Bewegungen wie Gehen oder Laufen sind diagonal und daran knüpft das Kraulen an. Dein Kind kennt diese Bewegung und kann dieselbe Bewegung im Wasser einsetzen. Sie ist physiologisch sinnvoll und intuitiv! Wenn ein Baby, das nicht schwimmen kann, ins Wasser gelassen wird, wird es natürlicherweise anfangen zu radeln (bitte nicht ohne Aufsicht probieren!).
Vorteile des Kraulens als erste Schwimmart
+ wechselseitiger Beinschlag vom Gehen her bekannt
+ Auch der Armschlag erfolg wechselseitig
+ Einfacher Bewegungsablauf
+ Technikfehler lassen sich leichter ausmerzen
+ Man schwimmt schneller und sehr effizient
Nachteile des Kraulens als erster Schwimmstil
– Koordination der Bewegung der Gliedmaßen mit der Atmung ist eine Herausforderung
Rückenschwimmen als erster Schwimmstil?
Der Nachteil des einen wird zum Vorteil des anderen! Beim Kraulen fällt Kindern (übrigens auch Erwachsenen) die Koordination der Beine und Arme mit der Atmung schwer. Dieses Problem fällt beim Rückenschwimmen hingegen weg! Dadurch kommen sie effizient und schnell durch das Wasser. Zusammenfassend kann man sagen:
Vorteile von Rückenschwimmen
+ Das Problem mit der Koordination der Atmung fällt weg
+ Auch sehr effizient und schnell
Nachteile von Rückenschwimmen
– Orientierung im Wasser schwierig
– Manche Kinder haben Angst davor sich mit dem Rücken aufs Wasser zu legen
Fazit: Brustschwimmen oder Kraulen – was ist denn nun die beste erste Schwimmart?
Nachdem wir alle Schwimmstile durchgegangen sind, kommt ein Fazit. Welches ist die erste Schwimmart, die dein Kind erlernen sollte? Das ist auf jeden Fall eine individuelle Entscheidung, die von Kind zu Kind unterschiedlich ist. Die meisten Kinder würden sich folglich wohl für Rückenschwimmen entscheiden. Doch bevor es überhaupt so weit ist, solltet ihr mit den wichtigsten Grundlagen anfangen: Den Kopf unter Wasser tauchen und tauchend durch das Wasser zu gleiten. Weitere Tipps, wie man Kindern Schwimmen beibringt, findest du in meinem Beitrag “WIE KANN ICH MEINEN KINDERN SCHWIMMEN BEIBRINGEN? DIE BESTEN TIPPS”.
Oder direkt in meinem Online Schwimmkurs. Dort erhältst du eine Schritt für Schritt Anleitgung, wie du deinem Kind das Schwimmen beibringst.
Hallo, ich bin Mynia und ich habe die Online Schwimmschule gegründet, da ich der Meinung bin, jeder sollte Schwimmen (lernen) können. Viel Spaß auf der Seite.
Deine Mynia